Sun-Tai Chi gehört zu den Stilrichtungen des "kleinen Rahmens". Er wurde im Übergang zum 20. Jahhundert durch Meister Sun Lutang (1861-1932), welcher zu diesem Zeitpunkt schon ein bedeutender Meister im Xingyiquan und Baguazhang war, entwickelt.

 

Sun Lutang lernte erst im Alter von ca. 50 Jahren von Meister Hao Weizhen den Wu- (Hao) Stil nach Wu Yuxiang. Aus der Verbindung des Wu- (Hao) Tai Chi mit den Grundformen des Xingyi und Bagua schuf er seinen eigenen Stil, der heute als Sun-Tai Chi bekannt ist.

 

Auffallend ist die enge Verbindung zwischen Hand- und Fußbewegungen in einer beide umfassenden Dynamik des Öffnens und Schließens. Daher wird Sun-Tai Chi auch die Form des Öffnens/Schließens und der flinken Schritte (chin.: Kai He Huo Bu Tai Chi Chuan) genannt.

 

Der Sun Stil besteht aus 98 Bewegungsfolgen und zeichnet sich durch eine in fast allen Positionen aufrechte Haltung und sehr lebendige, flinke Beinarbeit aus. Sobald ein Fuß vor oder zurück geht, folgt der andere Fuß augenblicklich. Diese Technik der typischen Folgeschritte übernahm Sun Lutang aus dem Xingyiquan und Wu- (Hao) Tai Chi, passte sie den neuartigen Übergängen seiner Form an und verband sie mit den Körperdrehungen des Baguazhang.

 

Die Folgeschritte, bei denen das Körpergewicht immer vollständig auf einem Fuß lastet, erlauben schnelle Wendungen, spontane Reaktionen und unmittelbaren Krafteinsatz, d.h. eine reflexartige Anpassung des Bewegungsflusses an die jeweilige Situation. Da Hand und Fuß immer mit dem Schwerpunkt verbunden sind, ergeben sich die für das Tai Chi Chuan typischen bogenförmigen Bewegungslinien wie von selbst.

 

Es gibt heute zwei Hauptlinien des traditionellen Tai Chi Chuan der Sun Familie, welche sich im Detail bei der Ausführung der Form unterscheiden. Eine Linie geht auf Sun Lutangs Sohn Sun Cunzhou zurück, die andere auf Sun Lutangs Tochter Sun Jianyun.

Sun Lutang: Sun-Tai Chi Chuan